Wenn man in einer modernen Produktionshalle steht und sieht, wie Förderbänder, Roboterarme und Sensoren scheinbar mühelos zusammenarbeiten, wirkt das fast magisch. Doch hinter dieser „Magie“ steckt etwas sehr Handfestes: SPS Programmierung. Sie ist das Gehirn moderner Maschinen, das alle Bewegungen, Abläufe und Reaktionen steuert.
Viele, die das erste Mal mit dem Thema in Berührung kommen, fragen sich: „Wie programmiert man eigentlich so eine Steuerung?“ oder „Was macht ein SPS-Programmierer genau?“ In diesem Beitrag erkläre ich, was SPS Programmierung wirklich bedeutet, welche Systeme und Sprachen es gibt, wie ein typischer Arbeitsalltag aussieht, und warum sie in der Industrie unverzichtbar ist.
Das Wichtigste zuerst
- SPS Programmierung ist die Grundlage für automatisierte Maschinen und Anlagen.
- Sie verbindet Elektrotechnik, Logik und Software zu einem präzisen Zusammenspiel.
- Wer sie beherrscht, hat einen Beruf mit Zukunft und großer technischer Verantwortung.
Was bedeutet SPS Programmierung eigentlich?
Der Kernbegriff verständlich erklärt
SPS steht für Speicherprogrammierbare Steuerung. Das klingt erstmal sperrig, beschreibt aber genau das, was passiert: Eine SPS ist ein kleiner, robuster Computer, der Maschinen steuert. Anstatt mit festen Schaltkreisen oder Relais arbeitet sie mit Software.
Früher musste jede Funktion einer Maschine, etwa das Einschalten eines Motors oder das Öffnen eines Ventils, elektrisch verdrahtet werden. Heute wird diese Logik einfach programmiert. Das spart Platz, Material und macht Änderungen viel einfacher.
Ein Beispiel:
Angenommen, eine Verpackungsmaschine soll stoppen, wenn ein Sensor erkennt, dass kein Produkt auf dem Band liegt. Früher wäre das eine feste Verdrahtung gewesen. Heute schreibt man schlicht ein paar Zeilen Code, und die SPS erledigt den Rest.
Wie funktioniert eine SPS?
Aufbau und Grundprinzip
Eine SPS besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:
- Eingänge: Sie erfassen Signale von Sensoren, Schaltern oder Messgeräten.
- CPU (Zentraleinheit): Hier läuft das Programm, das entscheidet, was passieren soll.
- Ausgänge: Sie steuern Aktoren wie Motoren, Lampen oder Ventile.
Die Steuerung liest also ständig die Eingänge ein, verarbeitet die Daten nach dem geschriebenen Programm und gibt dann die entsprechenden Signale an die Ausgänge weiter. Dieser Zyklus läuft in Millisekunden, und zwar ununterbrochen.
Die Sprachen der SPS Programmierung
Welche Programmiersprachen gibt es?
Die gängigen Sprachen in der SPS Programmierung sind in der Norm IEC 61131-3 festgelegt. Zu den wichtigsten gehören:
- KOP (Kontaktplan): Sieht aus wie ein Stromlaufplan und ist besonders bei Elektrikern beliebt.
- FUP (Funktionsplan): Eine grafische Darstellung mit logischen Verknüpfungen.
- AWL (Anweisungsliste): Textbasiert, erinnert an Assembler, für viele „alte Hasen“ die klassische Art zu programmieren.
- ST (Structured Text): Eine moderne Hochsprache, die an Pascal oder C erinnert.
- SCL (Structured Control Language): Besonders für komplexe mathematische oder logische Aufgaben geeignet.
In der Praxis nutzt man oft eine Kombination dieser Sprachen. Manche Aufgaben sind visuell leichter zu verstehen, andere programmatisch einfacher umzusetzen.
Typische Anwendungen der SPS Programmierung
In der Industrie
Nahezu jede Produktionsanlage basiert heute auf SPS-Steuerungen. Ob in der Automobilfertigung, Lebensmittelproduktion oder Verpackungstechnik, überall sorgen SPS-Programme für reibungslose Abläufe.
Ein Beispiel aus der Praxis:
In einer Abfüllanlage misst ein Sensor, wann eine Flasche voll ist. Die SPS wertet das Signal aus, stoppt das Ventil, startet das Förderband und positioniert die nächste Flasche. Das Programm läuft hunderte Male pro Stunde, präzise, zuverlässig und fehlerfrei.
Im Alltag
Selbst im Alltag begegnet uns SPS-Technik, oft unbemerkt. Rolltreppen, Waschstraßen, Aufzüge oder Ampelanlagen werden durch solche Systeme gesteuert. Das zeigt, wie vielseitig und unsichtbar diese Technologie unseren Alltag beeinflusst.

Der Weg zum SPS-Programmierer
Wissen und Fähigkeiten
SPS Programmierung erfordert technisches Verständnis, logisches Denken und Geduld. Typischerweise haben Programmierer eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Elektrotechnik, Mechatronik oder Automatisierungstechnik.
Doch wichtiger als Titel ist oft das Verständnis für Prozesse. Man muss Maschinen „verstehen“, sich vorstellen können, was wann passieren soll, und das in logische Befehle übersetzen.
Typischer Arbeitsalltag
Ein Arbeitstag kann so aussehen: Vormittags programmiert man am PC eine Steuerung, nachmittags steht man in der Werkshalle, um sie in Betrieb zu nehmen. Das Schöne daran: Man sieht direkt, wie die eigene Arbeit Maschinen in Bewegung bringt.
Manchmal ist es aber auch eine Geduldsprobe. Wenn eine Anlage plötzlich nicht reagiert, beginnt die Fehlersuche, Kabel prüfen, Signale messen, Code durchgehen. Wer hier einen kühlen Kopf behält, wird schnell zum gefragten Problemlöser.
Vorteile und Herausforderungen der SPS Programmierung
Vorteile
- Hohe Verantwortung: Man steuert oft komplette Anlagen.
- Abwechslungsreiche Arbeit: Theorie und Praxis gehen Hand in Hand.
- Zukunftssicher: Automatisierung wächst in allen Branchen.
Herausforderungen
- Komplexität: Große Anlagen haben viele Abhängigkeiten.
- Zeitdruck: Produktionsstillstände kosten Geld.
- Ständige Weiterbildung: Neue Steuerungen und Softwareversionen erfordern Lernen, lebenslang.
Beispiele und Nutzen
Ein gutes Beispiel ist die Einführung moderner SPS-Systeme in älteren Fabriken. Früher wurden viele Maschinen noch mit Relais gesteuert. Durch eine SPS lassen sich Abläufe automatisieren, Energie sparen und Fehler schneller finden.
Auch im Mittelstand sind SPS-Systeme ein echter Gewinn. Sie ermöglichen kleinere Serienproduktionen, flexible Abläufe und schnellere Anpassungen. Wer einmal erlebt hat, wie eine fehlerhafte Anlage nach einem Software-Update wieder reibungslos läuft, versteht sofort, warum gute Programmierung Gold wert ist.
Fazit
SPS Programmierung ist weit mehr als nur Code schreiben. Es ist das Handwerk, Maschinen Leben einzuhauchen. Wer versteht, wie Sensoren, Logik und Mechanik zusammenspielen, hat nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein Gefühl für Systeme und Prozesse.
Die Welt der Automatisierung wird in Zukunft noch stärker wachsen. Mit ihr wächst auch der Bedarf an Menschen, die wissen, wie man Maschinen denkt, und sie dazu bringt, zuverlässig zu arbeiten.
Vielleicht ist das die eigentliche Faszination an der SPS Programmierung: Sie verbindet abstraktes Denken mit greifbarer Wirkung. Man programmiert nicht nur, man gestaltet Bewegung, Präzision und Effizienz, jeden Tag aufs Neue.
